lonablog.com by Nielsen Maiken

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Autor:Nielsen, Maiken
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinder- und Jugendbücher/Jugendbücher ab 12 Jahre
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-12-07T00:00:00+00:00


28. August, 00 : 42 h

Warum über niedrigen Blutdruck klagen? Eine Fahrt auf einem Mofa durch italienische Berge kann dieses Problem rasch beseitigen. Vorausgesetzt, man sitzt hinten und wird von jemandem gefahren, der jung, männlich und südeuropäischer Herkunft oder am besten eine Kombination aus allem ist. Nein, ich verbreite keine Klischeevorstellungen, ich sage einfach, wie es ist. Ich habe in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass die Wirklichkeit das Klischee noch übertrifft. Das gilt jetzt natürlich nicht für Blondinen, hirnarme Muskelmänner und andere beliebte Objekte des Spotts. Es gilt jedoch für italienische Mofafahrer. Aber der Reihe nach.

Heute Morgen bestieg ich in Salina die Fähre nach Lipari, um Marc zu treffen. Er wollte mich am Fährhafen abholen, aber als ich eintreffe, ist er weit und breit nicht zu sehen. Stattdessen tritt ein dunkelhaariger Typ auf mich zu, der aussieht, als verbringe er einen Großteil seiner Freizeit an diversen Arm- und Brustmuskelpressen. Er stellt sich mir als Stefano vor und behauptet, ein Freund von Marc zu sein. Marc habe bei seiner Beschreibung von mir nicht übertrieben, erklärt er freudestrahlend und tritt einen Schritt auf mich zu, um mir zur Begrüßung die Wangen zu küssen. «Du siehst genauso dänisch aus, wie ich mir dich vorgestellt hatte!»

Ich halte die Hand hoch wie eine Polizistin bei allzu ungeregeltem Verkehr. «Wo ist Marc?», will ich wissen.

«Telefonkonferenz.» Stefano hebt die Schultern und versucht dabei, betrübt auszusehen.

Der Versuch misslingt. Stefano ist zufrieden, und ich kann mir auch denken, wieso. Skandinavierinnen haben in Italien einen gewissen … Ruf. Völlig ungerechtfertigt natürlich – hier stimmt das Klischee eben nicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, ihm zu erklären, dass eine dänische Mutter kein Freifahrtschein für körperliche Annäherungen ist, und dem Wunsch, mehr über diese ominöse Telefonkonferenz zu erfahren. Die Neugier siegt.

Stefano erklärt mir, dass seit gestern die Deutsche Vulkanologische Gesellschaft tagt, zu der Marc eingeladen war, um dort einen Vortrag zu halten. Das habe er aber abgelehnt, weil er sich ja gerade in Italien mit diesem Forschungsprojekt beschäftigt, darum sei er per Telefon zugeschaltet. Die Konferenz dauere schon seit heute früh, und Marc sei mit seinem Beitrag jetzt erst dran.

«Marc ist Vulkanologe?», bricht es aus mir heraus.

Stefano lächelt mich an. «Das wusstest du nicht?»

«Ich dachte, er wäre Student!»

Stefano hebt abermals die Schultern und breitet dabei die Hände mit den Handflächen nach oben aus. «Er schreibt seine Doktorarbeit in Vulkanologie.»

Mir wird auf einmal siedend heiß, was nichts mit den Temperaturen zu tun hat, die jetzt am Vormittag schon bei 35 Grad liegen. Nein, mir fallen all die Gespräche ein, die wir über Vulkane geführt haben, und meine dummen Bemerkungen über Supervulkane, und wie interessant diese Phänomene doch seien. Marc muss im Stillen den Kopf über mich geschüttelt haben. Eine frischgebackene Schulabgängerin klärt ihn, den angehenden Doktor der Vulkanologie, über die Faszination Vulkane auf! Ich könnte mich treten! Warum habe ich ihn nicht gleich zu Beginn nach seinem Studienfach gefragt?

«Und jetzt sollst du mich also abholen?», frage ich schwach.

«Ja.» Stefano nickt begeistert. «Eigentlich sollte meine Schwester dich abholen. Wir haben Marc hier zufällig vor ein paar Tagen kennengelernt.



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